Samstag, 12. September 2009

B-B-Q

Gestern war unser erstes gemeinsames Event. Das ganze Department fand sich zu einem Barbeque bei Prof. John zuhause ein. Um das Voruteil zu widerlegen, die Deutschen wären immer pünktlich und korrekt, kamen wir natürlich 50 Minuten zu spät, dafür mit Kuchen, Chips und Keksen als Gastgeschenken. Nach einer eher förmlichen Begrüßung und einem ersten Beschnuppern mit Austauschen diverser hohler Höflichkeitsfloskeln (Kanadier stehen auf Small-Talk), konnten wir uns am Buffett bedienen, Burger zusammenbasteln in jeder erdenklichen Form und mit allerlei Zutaten. Die seltsamste ist hier wohl Relish, eine Pampe aus Gurken, Essig und Zucker (glaub ich) die eher befremdlich schmeckt, allerdings kann man seine Burger auch ganz klassisch mit Unmengen von Ketchup und Senf "verfeinern". Um die Schlange hinter mir nicht unnötig aufzuhalten schnappte ich mir das erstbeste Stück Fleisch, Salat u Ketchup aufs Brot, einen Maiskolben gegriffen sowie ein Stück gesalzene Butter (Butter u. Margarine sind hier generell gesalzen, der Anweisung von Prof. Schmenk unsere Kolben noch zusätzlich zu salzen habe ich mich deshalb widersetzt) und ab Richtung Eisfach, ein kühles Bier abgreifen.

Am Tisch musste ich leider feststellen, dass mein "Fleischpflanzerl" weniger Fleisch sondern vielmehr Pflanzerl war. Ich hatte natürlich das vegetarische Ersatzprodukt erwischt, das dem Original in der Optik aber sehr nahekam. Wie dem auch sei, der Burger schmeckte, der Mais mit zerlassener Butter war fantastisch und - oh Wunder - sogar dem Bier konnte ich etwas abgewinnen.

Dennoch verzichtete ich beim Nachschlag auf weitere Experimente und wechselte zur Sicherheit zu einem offensichtlich fleischhaltigen (wenn auch komisch rot gefärbten) Würstchen über. Später am Lagerfeuer konnten wir uns weiter gegenseitig beschnuppern und spät abends (gegen 10, was für mich immer noch sehr spät ist) wurden wir dann von Prof. John und seiner Frau netterweise über Schleichwege zurück zum Village gelotst.

Zu einer Arschbombe in Professors Pool konnte ich mich zwar nicht durchringen (eine Badehose hatte ich eingepackt) dafür machte ich Bekanntschaft mir allerlei fliegenden Blutsaugern, die nach Einbruch der Dunkelheit über uns hereinfielen. Diese Biester sind extrem aggresiv und fuchtlos. Während die gemeine deutsche Stechmücke wartet, bis ihr Opfer in sanftem Schlummer liegt um dann mit dezentem Summen zum Mahl zu schreiten, stürzen sich die Blutsauger hier - Kamikazefliegern gleich - auf jedes beliebige Opfer und jede freie Hautstelle, ohne Rücksicht auf Verluste. Beeindruckend, diese Todesmutigkeit! Diverse Stiche an Stirn, Händen und sogar Bein (durch die Hose - Chapeu, Stahlstachel!) zeugen aber vom Erfolg dieser Taktik. Da die große Mückenfamilie auch fleißig Nachkommen zeugt, was in Ontario (indianisch für "schöner See") kein Problem darstellt, verfügt sie über eine DEUTLICHE zahlenmäßige Überlegenheit, so dass uns letztendlich keine Wahl blieb die Angriffe abzuwehren. Wir mussten uns selbst mit einem stinkenden (kanadischen, europäische sind nutzlos) Mückenmittel vergiften um in Ruhe am Feuer zu sitzen und die mittlerweile schon seeeehr kühle kanadische Nacht zu genießen.

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