Sonntag, 29. November 2009

Toronto - die Zweite



Nach einer langen Durststrecke und einigen vergammelten/verträumten Wochenenden ohne große Aktionen, wurde es so langsam mal wieder Zeit, "raus" zu kommen und etwas von der Welt zu sehen. Deshalb (und aufgrund des außerordentlich günstigen Tarifs von nur 10 $) hatte ich mich schon letzte Woche für den CLV-Bus nach Toronto angemeldet.
So stand ich Samstag schon zur unchristlichen Zeit von 9:45 bereits geschniegelt und mit allerlei Nahrung versehen auf der Matte, bzw. im Community-Center. Nach gefühltem 10-maligen Überprüfen der Anwesenheit (schlimmer als jeder Kindergartenausflug) stiegen wir in unseren knallgelben "Magic-Bus", einen umfunktionierten Schulbus. Ich finde die Schulbusse hier haben Charme. Allerdings haben sie sonst auch nicht viel mehr. Eine ordentliche Heizung, dichte Fenster, Beinfreiheit, Kopfstütze oder gar eine Federung haben sie jedenfalls nicht. Da sind mir die langweiligen deutschen Mercedes´ doch lieber (zumindest für Langstrecken). So rumpelten wir also fröstelnd gen Toronto, während unsere Reiseleiterin Kandice penetrant gute Laune verbreitete, indem sie alle fünf Minuten ihre Daumen in die Luft streckte und freudig gluckste "Cooal?!"
Am ROM (Royal Ontario Museum) angekommen, stattete ich mich noch mit dem vergünstigten Gruppenticket aus, danach trennten sich die Wege unserer Bus-Leidensgemeinschaft und ich streunte allein durchs Museum (Kultur! Endlich!!). Eins vorweg: das Beste am Museum ist wahrscheinlich die Architektur, es erhielt 2003 einen Anbau, entworfen von Daniel Liebeskind, der meiner Meinung nach sehr gelungen ist. Obwohl er im Internet auf Listen der 10 häßlichsten Gebäude der Welt auftaucht. Ansonsten erschreckt mich die Vorstellung, dass so eines der größten Museen Nordamerikas aussehen soll. Vor allem so klein. Aber naja, einiges gab es doch zu sehen (z.B. die alten, stinkigen Mokassins von Sitting Bull), so dass ich letzten Endes doch wieder meine 5 Stunden zusammengekriegt habe. Interessant war auch die Abteilung mit chinesischer Keramik und die Sonderausstellung, wo man einige der Dead-sea-scrolls bewundern konnte (die "Qumran-Rollen"). Leider wollten das außer mir an diesem Samstag auch noch ziemlich viele andere, so dass das Gedränge vor den Schaukästen, wo die 2200 Jahre alten Bibeltexte im Schummerlicht vor sich hin gammelten, groß war. Die Vorstellung die ältesten schriftlichen Zeugnisse des AT vor sich zu haben ist aber schon strange. Die dazugehörige Ausstellung zeigte, wie die Rollen bei ihrer Entzifferung in den 60ern durch Sonnenlicht, Zigarettenrauch und die Fettfinger der "Wissenschaftler", die nebenbei ihre Wurstsemmel verdrückt haben, fast zerstört wurden. Die haben die doch tatsächlich mit Tesa-Film zusammengefieselt. Zuletzt war ich noch in der prähistorischen Abteilung, wo ich T-Rex, Stegosaurus, Barosaurus und Riesenschildkröten-skelette bestaunen konnte. Da wird man direkt wieder zum kleinen Kind. Als ich mich endlich vom Museum losgerissen hatte, wandelte noch ich ein bischen über den Campus der University of Toronto, die sehr an (oh wunder) englische Colleges wie Cambridge oder Oxford erinnert, um dann schließlich in Chinatown zu landen. Dort inspizierte ich den etwas versteckt liegenden Kensington Market, der aus lauter 100 Jahre alten Holzhäusern, alle schon etwas alt und windschief, besteht, die mittlerweile Second-Hand-Läden und diverse Kneipen, Künstlertreffs, etc. beherbergen...Natürlich alles nur soweit angegammelt, dass es noch "hip" ist. Trotzdem schön, auch der schwarze Caddi und der lila-farbene Leichenwagen mit Flammendesign. Während ich so schlenderte, brach die Nacht herein (um halb 6 spätestens wirds leider dunkel) und so suchte ich mir einen netten, nicht allzu schmutzigen China-Imbiss um einen ordentlichen Schweinskopf zu verputzen.
Mit vollem Magen weiterschlendernd traf ich am Rathausplatz (wo neue und alte City Hall einträchtig nebeneinanderstehen) auf einen großen Menschenauflauf. Die halbe Stadt hatte sich versammelt um anlässlich irgendeines Light-irgendwas-Festes feierlich die New City Hall in die
Luft zu sprengen (Siehe Video).
Das Spektakel dauerte gut 20 Minuten, wobei ich den Sinn immer noch nicht verstanden habe. Schön wars trotzdem, gefreut haben sich auch die PlastikLichtschwertverkäufer (falls das die Berufsbezeichnung ist) die geschätzte 10.000 Leuchtschwerter vor allem an chinesische Touristen verkaufen konnten (die diese in ihrem Heimatland wahrscheinlich sogar noch eigenhändig zusammengeschraubt hatten). Globalisierung ist toll!
Nach einem kleinen Bummel durch das Eaton-Center (Konsum Konsum!), eine Riesenhalle voller Kaufhäuser, stattete ich noch dem CN-Tower einen Besuch ab, um den Tag mit einem Hotdog zu beschließen. Um 10 Uhr abends zurück im Bus mussten wir noch auf sämtliche verlorengegangene Asiaten warten (Grrrrr....) um dann wieder heimzuzuckeln.

Treppenhaus im ROM








Der 4-Kilo Schinken

Montag, 16. November 2009

Thank you for submitting, you did quite good...

Um euch mal einen kleinen Eindruck von meinem Nebenjob als Teaching Assistant (Distant Education für Deutsch-Anfänger) zu geben und meine Liebesmüh´mit meinen Schäfchen zu beklagen, dieser kleine Exkurs. Da die Kursteilnehmer mit koreanisch, iranisch, englisch oder chinesisch aufgewachsen sind, fällt Deutsch ihnen noch dementsprechend schwer. Gerade sind Oral Tasks, d. h. man hört sich über das hyperfortschrittliche Wimba-Voice-Board im Internet immergleiches Gestammel über Essens- Musik- und Freizeitvorlieben an und postet darauf dann einen Kommentar mit Bewertung.
Hallo, Itsch bin gut. Hallo Anneliese. Wie bitst du? Itsch bin freundlitsch. Itsch bin intelligent. Mag itsch Volleyball gern. usw usw...Und das sind noch die Besten der Besten...Das ganze wird dann meist noch untermalt mit Hintergrundgeräuschen, schreienden Kindern, brummenden Kühlschränken, Computerlüftern, oder verzweifeltem Geklapper auf der Tastatur (fucking record...stop now! I said stop!), die sich in die Aufnahme mischen.
Zum Teil kaum zu verstehen und dementsprechend schwer zu bewerten sind oftmals die Asiaten. Vokale und Sprechrhythmus sucht man da vergeblich. Die Kanadier tendieren eher dazu einen deutschen Text zu nehmen und ihn mit englischer Aussprache vorzutragen.
Da auch wir Korrektoren an das kanadische Gebot der Höflichkeit gebunden sind, und wir unsere Schützlinge nicht verunsichern wollen, ist das Schlechteste, was diese bei einem total unverständlichen, katastrophalen Text von uns zu hören kriegen: Thank you for submitting, you did quite good. Dann sollte möglichst was Positives kommen und danach dann leichte Kritik, but you still can improve your accent, remember the verb in the second position, don´t forget to capitalize all nouns and names, think of the german Umlaute, versuchs doch mal mit "ch", "ie" oder überhaupt Vokalen?
Es ist zum Teil ein hartes Brot...Toll das wir dafür "fürstlich" mit 250 Dollar entlohnt werden. Toll auch, dass aus den für das ganze Semester angesetzten 40 Stunden mittlerweile schon an die 60 geworden sind, Mitte November...
Aber gut, die finanzielle Unterstützung ist willkommen und das ganze kann ja auch als kleiner Vorgeschmack und Trainingslager für spätere Korrekturen in der Schule herhalten. Wobei ich wirklich hoffe, dass - obwohl es zum Teil lustig ist - es am Ende doch ein bischen besser um die Deutschkenntnisse meiner zukünftigen Schüler bestellt ist..


Warhol lässt grüßen...Die Hinterlassenschaften unseres Ex-Roommates Evan



Ich vermisse Mr. NOODLES! Ich werde Sobeys solange boikottieren, bis sie die wieder ins Sortiment aufnehmen!!!!


malmal

eines der seltenen Bilder das hier seinen Weg aus meinem Kopf gefunden hat (in diesem Fall wars eher der Weg aus meinem Computer - Niagara lässt grüßen):

Samstag, 14. November 2009

Pot-Luck hoch zwei

Um mein Versprechen, als Tonne nach Deutschland zurückzukehren, einzulösen nehme ich jede Gelegenheit und kostenlose Mahlzeit wahr, um mich für den kalten, kanadischen Winter zu rüsten und mich speckmäßig aufzumunitionieren. In den letzten Tagen bot sich diese Gelegenheit bei diversen Pot-Lucks, eine Art BYOBpartys (bring your own Beer - keiner kanns sich leisten eine Horde Studenten zu bewirten...), mit der Erweiterung dass man nicht nur sein Getränk mitbringt, sondern gleich auch noch nen Topf voll Glück.
Im ersten Fall enthielt der Glückstopf (typisch deutsch) Sauerkraut mit Bratwürsten, von Niko und mir meisterhaft zubereitet. Unsere Iranischen Nachbarn hatten geladen, und so freuten wir uns auf eine multinationale Party mit Iranern, Indern, Russen, Franzosen...
Auf halbem Weg (sind ja nur 100 m) fiel uns dann auf, dass es eigentlich keine gute Idee ist mit einem Dutzend Schweinswürstel auf einer vorwiegend muslimischen Party aufzutauchen...War aber schon zu spät, und zumindest war das Sauerkraut, da in separatem Behältnis, noch nicht mit Wurst kontaminiert und könnte so als Ersatz den Patzer noch ausbügeln, beruhigten wir uns.
Nachdem ich in der etwas formalen Vorstellungsrunde nocheinmal ausdrücklich auf die Schweinerei mit/in den Würsten hingewiesen hatte, stürzten sich alle aufs Buffet (oder Booklet, wie die Russen sagen..), das mit allerlei fremdländischen Spezereien gefüllt war.
Und was soll ich sagen: Vielleicht war meine Erklärung unverständlich, aber alle stürzten sich auf die Würstchen, als wär der Prophet nie geboren. Im Endeffekt stellte sich heraus, dass die meisten anwesenden (zumindest in religiösen Dingen) relativ liberal sind (von Muhammed wusste ich das bereits). Kein Problem also. Das Sauerkraut trugen wir zwar fast unberührt wieder nach Hause, lustig war der Abend aber dennoch (auch wenn böse, böse Dinge mit Wodka und Wein veranstaltet wurden).
Das zweite Potluck fand dann auf Einladung unserer Professorin Frau Schmenk in ihrem Appartment in Kitchener statt. Hier beteiligte sich die Jungs-WG mit Buletten/Fleischpflanzerln und Kartoffelsalat. NAch einer etwas stressigen Vorbereitungsphase (das letzte Fleischkücherl verließ 2 Minuten vor Abflug die Pfanne...) brauchten wir erst mal ne gute Stunde bis zur Wohnung von Frau Schmenk und Noodles (ihrem Hund). Ich werde das ganze mal akustisch darstellen: *watschel watschel, schlepp schlepp. Zisch. Sitzen. Schwitzen. Zisch. Watschel watschel, schlepp schlepp. Ding. whuiiiit. ding. Watschel. Geschafft*
Freudig begrüßt vom Professor und noch freudiger von Hund Noodles (übrigens ein Schnudel, oder wars Pauzer? Mischung aus Schnauzer und Pudel halt), präsentierten wir unsere Köstlichkeiten und wurden dafür mit einem Bier belohnt. Nachdem wir uns mehr oder weniger gleichmäßig über die Grundfläche des Lofts verteilt hatten und fleißig unser selbstmitgebrachtes Essen selbst verzehrten, entwickelte sich eine etwas träge Unterhaltung, die aber mit der Zeit an Fahrt gewann. Allerdings mussten wir nach 2 1/2 Stunden unsere Gastgeberin fast schon fluchtartig verlassen, um den letzten Bus um 10 noch zu bekommen. Der Rückweg verlief, nach Art eines Rückwegs, im Grunde genommen umgekehrt zum Hinweg, also man nehme die Akkustikversion von oben, spiele sie rückwärts ab, reduziere das schlepp schlepp um die Menge der verzehrten Güter und Voilá, fertig ist der Lack.
Alles in allem ein netter Abend. Am beeindruckendsten war allerdings die umfangreiche Bibliothek von Prof. Schmenk (grün vor Neid sitz ich hier und denk zurück...), die bei mir allerdings fast reflexartig die Frage nach den Unterarmen der Umzugshelfer meiner Professorin aufsteigen ließ. (gell Alex ;)).

Montag, 9. November 2009

Ticks, Tricks und Trucks...

Die Kanadier sind schon ein komisches, freundliches Völkchen, wir hatten ja bereits diverse seltsame Sportarten, penetrante Höflichkeit, Shorts im Winter, den Gesundheitswahn (die medizinische Versorgung ist angeblich besser als in D) und den allseits verbreiteten "Don´t Litter!" Wahn (trotzdem siehts zum Teil aus wie Sau - aber bald kommt ja der Schnee und deckt allen bösen, bösen Zivilisationsmüll für 5 Monate zu...). Ticks sind also vorhanden. Als Trick zähl´ ich jetzt mal die Idee mit dem Schnee als verschönerndem Element für eine verdreckte Landschaft. Fehlt nur noch Truck. Und hier isser schon (und was für einer...kann man glatt drunter durchlaufen):




Tja, da muss ich mir erst umständlich eine Story aus den wunden Fingern saugen, nur um ein Buidl von nem Auto zu präsentieren. Aber da das mein Blog ist, gibts das nächste einfach so. Muss mich hier schließlich nicht rechtfertigen. Bin hier immer noch der Herr im Editor und kann machen was ich will...Hahaaha! Und keiner kann mich aufhalten...Ausgezeichnet!


Mittwoch, 4. November 2009

H1n1 Swine-Flu

Das Virus ist unter uns! Seit einer Woche wird hier auf dem Campus alles geimpft was zwei Beine und ne triefende Nase hat. Ganz Gesundheitsfanatiker, wird auch in Kanada der Impfstoff weitläufig übers Land verteilt um die gefährliche Swine-Flu aufzuhalten. Diese Woche für Lehrpersonal und Schwangere, werden ab übernächste Woche alle die es für nötig halten mit dem Impfstoff versorgt (übrigens der, der in D nur für unsere tapferen Soldaten ausgegeben wird). Wahrscheinlich holt man sich dann das Virus direkt vor dem Health Office in der kilometerlangen Warteschlange ab...
Für einige von uns scheint es sowieso schon zu spät, das Seminar heute war bereits stark dezimiert. Ich werds wohl drauf ankommen lassen und erstmal die Impfung schwänzen...














Was macht eigentlich die Vogelgrippe? Treiben sich grad sehr viele Gänse hier rum...














Die Marienkäfer "ladybirds" sind auch los