Sonntag, 25. April 2010

Cars of Canada


Ja, ok ich gebs zu...Ich war zu faul in letzter Zeit mich mal wieder um einen Blog zu kümmern. Nachdem ich aber beim letzten Besuch festgestellt habe, dass ich seit einem Monat keinen neuen Eintrag mehr geschrieben habe, muss ich das schnell nachholen. Da trifft es sich ganz gut, dass heute so ein verregneter Sonntagnachmittag ist und Freiburg grad in Wolfsburg gewinnt, was den Club in arge Bedrängnis bringt. Ich lenk mich also mit blättern in Fotos ein bischen ab und hör Led Zeppelin "Rain Song". Dabei stelle ich fest, dass ich wohl einen kleinen Fetisch für die komischen Vehikel entwickle, die hier die Straßen bevölkern. Leider ist nicht immer eine Kamera zur Hand, aber man sieht hier fast täglich irgendeine Spritschleuder, bei der man nur noch denkt: Krass. Das man in Autoland wohnt sieht man ganz gut auf dem oberen Bild. Das ist unsere Straße an einem ganz normalen Samstag Nachmittag. Und nein, da ist keine Hochzeit oder Familienfeier, hier stehen wirklich in jeder Einfahrt 3-4 Wagen (außer in unserer). Schon krass, ohne Auto ist man "nichts" hier, jeder Erwachsene besitzt zumindest eines, und dabei sei gesagt, dass Kanadier einen Golf für ein titchy poop car halten (O-Ton Nathalie). Ok, es ist ein deutscher "wolgsuagen", das wird geschätzt. Aber hat ja gar keine Knautschzone und nix, is nicht sicher und überhaupt hats nen viel zu kleinen Motor. Wenn dann einer rumfährt ist es zumindest ein 2.5 Liter Golf oder GTI. Soviele hab ich in D mein ganzen Leben nicht gesehen. Schon interessant, vor allem weil Volkswagen im Vergleich zu anderen Marken hier eigentlich sehr teuer ist. Nur zum Vergleich: einen Chevy Cobalt gibts ab 9999 Dollar. Aber is halt auch ein Amerikaner. Ansonsten fährt hier sehr viel Toyota, Mazda, Subaru, Hyundai u. Lexus durch die Gegend. Und natürlich Trucks. Die Kanadier lieben ihre Trucks. Vielleicht haben sie ja 1, 2 mal im Jahr wirklich Nutzwert, z.b. wenn man einen Kleinwagen als Dritt-oder Viertwagen für die werte Gattin beim Händler abholt und sich nicht traut damit zu fahren, weil man Angst hat irgendwelche Hebel abzubrechen und ihn kurzerhand auf die Ladefläche hievt. Aber ansonsten erschließt sich mir der Sinn einer windfangenden Grube an einem sowieso schon wuchtigen Geländewagen nicht so wirklich. Um euch einen kleinen Eindruck zu geben, hier ein paar gesammelte Bilder:
Gleich mal mit nem großen angefangen: Das ist der Hummer (ich glaube in der Militärausstattung, also eher puristisch, so wie er mal angefangen hat. Verbrauch? Schätze mal 25-35 Liter. Dafür ist man für den nächsten Bürgerkrieg gerüstet.

Ironischerweise fand sich dieses Exemplar direkt hinter einem Hybrid geparkt. Der Prius fährt hier auch häufiger, es gibt also auch umweltbewusste Kanadier. Mit dem Ding fährt man bei den heutigen Spritpreisen für 3,50 Dollar 100 Kilometer weit. Jeder Kanadier ächzt übrigens über 94 cent pro liter, eine Frechheit! Böse Ölmultis! Mir wurde glaubhaft versichert, dass vor 15 Jahren noch 25 cent fällig waren).
Auch beliebt: der "sportliche" Truck. Öfter auch noch tiefergelegt, für mehr Windschlüpfrigkeit. Da wird dann aus dem CW-Wert der Schrankwand ganz schnell eine mittelgroße Kommode. Super. Der hier hat übrigens den erklärten Lieblingsmotor aller Amis, den 5.7 l Hemi von Chrysler, ein 345 ps V8 Motor. Den gibts seit ewigen Zeiten, hat mal in den Muscle-Cars der 70er angefangen. Gibts auch mit 6.1 und 6.4 Litern, falls einem der Hubraum von 3 Kleinwagen nicht ausreicht.
Mein Lieblingswagen ist Harry Hippo, der Amphibienbus aus Toronto

Ford F 150 Raptor. Die aufgemotzte Version des F150 Trucks (Neben dem Dodge Ram 1500 das Lieblingsmodel der Kanadier).
Auch Toyota baut natürlich Trucks. Hier mit Doppelkabine, schätz mal das Ding ist fast 6 Meter lang...Beruhigend zu wissen, dass es ein zuverlässiger Japaner ist. Obwohl, Moment. Stimmt ja, das ist eins von den Modellen, die ab und zu einfach von selbst Gas geben. Naja, wenns auf einen zuschießt kann man sich immer noch flach hinlegen, dann rauschts über einen drüber. Überhaupt kann das Überqueren einer Straße ab und an mal bischen brenzlig werden. An sich sind die Kanadier vorsichtige Fahrer, aber da man hier an Kreuzungen auch bei Rotlicht rechts abbiegen darf, wenn die Straße frei ist kanns zu unangenehmen Begegnungen kommen. Wen kümmern schon ein paar verschreckt wegspringende Fußgänger, die gerade grün haben. Vor allem wenn man nachts mit Sonnenbrille und Handy am Ohr in seinem Dodge Ram (Widder) unterwegs ist. Die nimmt man einfach auf die Hörner, bzw. sammelt sie vorne an der steil aufragenden Kühlerkulisse. Ist wohl so ähnlich wie bei den Roadtrains in Australien...diese Riesenlaster bremsen auch nicht für ein einzelnes Känguruh. Nach Ende der Fahrt einfach den Matsch aus dem Kühler puhlen, in die Waschanlage und fertig. Känguruhs (und Austauschstudenten) gibts eh wie Sand am Meer (genau wie Gänse und Eichhörnchen auf dem Campus)...
Ein älteres Modell aus den frühen 80ern, Pontiac Grand Prix
Und ein 90er Cadillac. Kaum vorstellbar, da denkt man immer an Eleganz und Protz und dann bauen die doch sowas langweiliges. Zugegeben, man kann immer noch schrein "Ich hab den längsten...!"
Da ist das schon schöner, ist aber glaub ich ein Buick aus den 50ern.
Auch ein Motorrad muss natürlich ordentlich blubbern, Yamaha VMax mit 190 Ps und V4 Motor. Praktisch ein Motorblock mit Rädern.
Und die Muscle-Cars sehen endlich wieder aus wie die Protzkisten der 70er, das ist der aktuelle Dodge Challenger R/T auch mit Hemi 5.7 V8 allerdings 372 ps. Auch der neue Mustang sieht ganz nett aus. Interessant ist für einen Europäer vor allem, dass der ganze Spaß schon ab 23.000 dollar losgeht. Dafür gibts bei uns nen mittelmäßig ausgestatteten Golf. Mit dem kann man aber keine Porsche jagen. Ganz zu schweigen von der geräuschlichen Untermalung durch V6/V8. Und Klimaanlage und elektrischer Schnickschnack ist hier serienmäßig.
In der Form hat das fast schon wieder was, sofern man mit dem Auto mehr könnte als geradeausfahren (und bei 110 kmh ist ja eh schluß hier, sonst entdeckt einen die Verkehrsüberwachung, die in Flugzeugen die Geschwindigkeit misst?! So geht die Mär...).
Älterer Truck von General Motors mit Doppelbereifung hinten. Sieht zumindest benutzt aus. Der Waschzwang hier ist auch recht ausgeprägt.
Gott sei Dank, endlich der Hummer als Truck, darauf hat die Welt gewartet
Und mein absoluter Liebling, da wird das Einsteigen schon zum Erlebnis. Und er versperrt einem auf dem Highway nicht die Sicht, so wie die anderen Monster, man kann ja unten durch sehen.
Man merkt, man schwankt täglich zwischen Faszination und Unverständnis. Zum einen ist kaum verständlich, wieso man mit 3 Tonnen Autos zum Einkaufen, zum Drive-In des nächsten Fast-food Ladens oder der Bank fahren sollte. Zum Anderen hüpft das Herz aber schon kurz, wenn wieder ein ordentlich blubbernder V8 an einem vorbeirollt. Bei den jetzigen Spritpreisen denkt hier eh noch keiner ernsthaft über kleinere Motoren und Autos nach. Und das Sicherheitsverständis ist halt auch ein anderes, es erinnert ein bischen an ein Wettrüsten um möglichst viel Knautschzone und Blech.