Freitag, 29. Januar 2010

Preisfrage...


Vor langer Zeit habe ich eine Quizfrage in meinen Blog eingebaut (Oktober 09), die zu beantworten sich leider keiner meiner eifrigen Leser befähigt fühlte. Schade, das heißt der Preis (200 Liter feinstes Molson-Lager) geht nun an mich.
Zum Trost für alle VERLIERER! gibts hier eine schöne Geschichte und ein Foto, das nach Sommer schmeckt und vor Sonne trieft. Langsam geht der Winter auf den Geist...
Bei diesem possierlichen, kleinen Kerl handelt es sich um den Monarchfalter (Danaus plexippus), heimisch in Nordamerika und ca 10-12 cm groß. Das besondere an seiner Spezies ist, dass die letzte Sommergeneration dieses Schmetterlings (die hier auf dem Bild zu sehen ist) eine stark ausgeprägte Flugmuskulatur besitzt, die es ihr ermöglicht als einer von wenigen Schmetterlingen weltweit eine Art Winterzug (wie bei den Vögeln) durchzuführen. Und so starten diese tapferen Geschöpfe in Schwärmen zu Abertausenden gen Mexiko, ein Reise von fast 3500km, um dort den Winter zu verbringen und um im Frühjahr zurückzukehren und eine neue Generation Monarchfalter in Kanada zu zeugen. Wenn das nix is...

Mittwoch, 27. Januar 2010

Back to school

Kürzlich bot sich mir die Möglichkeit, einen kleinen Einblick in das kanadische Schulsystem zu riskieren. Sozusagen als (deutsch)sprechende menschliche Sensation, durfte ich zwei 10. und eine 11. Klasse mit meinem Wissen über D aus erster Hand beglücken. Das kanadische Schulsystem zählt angeblich zu einem der besten weltweit, zumindest was PISA Ergebnisse angeht. Da belegt Kanada regelmäßig Spitzenplätze, und das obwohl sich das Bildungssystem sehr am großen (nicht allzu erfolgreichen) Vorbild USA orientiert. Zwar gibt es von Provinz zu Provinz regionale Unterschiede, im Grunde durchläuft jeder Schüler aber ein ähnliches System. Auf den Kindergarten und Senior-Kindergarten (die heißen original so) folgt, meist im Alter von 5-6 die Elementary School, bis grade 4 (vergleichbar unserer Grundschule). Danach wirds aber spannend. Anstatt sofort zu entscheiden, wer jetzt die Ehre erhält das Gymnasium zu besuchen, wer auf die Realschule darf und wer in die Hauptschule muss, kommen alle zusammen in die High School, die bis zu grade 9/10 integrativ ist (also für alle Schüler; eine Sonderschule wie in D gibts sowieso nicht, fanden die Schüler auch komisch). Danach geht man entweder ab, oder bleibt um die senior high bis grade 12 (vergleichbar der Kollegstufe) zu besuchen, was einem dann den Zugang zu den Colleges/Universities ermöglicht. Klar gibts bei den High Schools große Unterschiede, und auch private High Schools für die besser situierten Wohlstandskinder gibt es, aber ansonsten werden für alle die Chancen relativ lange offen gehalten. Dazu trägt auch bei, dass es Englisch als "second language" gibt, also für Kinder von Einwanderern oder anderen dies nötig haben. Wäre in Deutschland an manchen Schulen vielleicht gar keine schlechte Idee, anstatt die Augen zu verschließen und davon auszugehen, dass jeder an einer deutschen Schule der Landessprache mächtig ist (Schließlich haben wir ja den tollen Deutschtest für die einwanderungswilligen Eltern). Die Struktur des Unterrichts ist viel offener, es gibt vielfältige Möglichkeiten Fächer zu belegen, oder auch nicht, ganz nach Interesse und Können (oder später gewünschtem Studienfach). Die Klassenstruktur löst sich in den höheren Klassen dann langsam auf.
Der Unterricht läuft auch leicht anders ab als bei uns.
8:10 (noch 10 Minuten bis Unterrichtsstart. Jeder Lehrer hat im übrigen "sein" Zimmer, das heißt die Klassen/Kurse kommen zu ihm.): Langsam trudeln die ersten ein, im Hintergrund dudelt Musik aus dem CD-Player, irgendwas modernes emo-artiges (die Schüler können sich die Musik selbst raussuchen.). Der Countdown beginnt. In manchen Klassenzimmern ertönt das Mission Impossible Thema, um die Schüler in die richtige Stimmung zu versetzen, in anderen Werbejingle-artiges (das sucht der Lehrer raus).
8:15 (final call): Kurze Durchsage, dass langsam alle in ihrem Raum sein sollten...
8:20: das Klassenzimmer hat sich halb gefüllt, ein kleiner Kurs von knapp 20 SchülerInnen (ja, Deutsch hat es selbst in Waterloo/Kitchener, früher Berlin, schwer...).
8:21: kurze Begrüßung, danach springen alle auf. Was passiert jetzt? Ach so, Aufstellung, Nationalhymne. Wie das wohl in D ankäme? Während ich noch über den Text von "Oh Canada" nachdenke, fängt Ron (der Deutschlehrer), der im übrigen seine letzte Woche an der Schule ist und danach in Rente gehen wird, also quasi tiefenentspannt wie nach einer Woche im Wellnesshotel ist, schon an, Alicia (die die Sache eingefädelt hat) und mich vorzustellen.
8:23: ich beginne mit meinem kleinen Grundkurs über D, zuerst sollen die Schüler mal D in einer europäischen Karte finden. Kein Problem, viel zu leicht, also gleich noch ein paar andere Länder hinterher (Frankreich, Italien, Holland/Niederlande - Nebenbei mal den Irrtum aufgeklärt, das die deutschen nicht "Dutch" sind). Klappt auch super, Respekt. Deutsche Städte sind auch rudimentär bekannt, ebenso die Eckdaten der deutschen Geschichte: Viele Kriege und eine Mauer. Sehr gut. Vielleicht noch Wiedervereinigung? Super. Ein (autistisch veranlagter) Schüler in der ersten Reihe fängt an mir sämtliche Ritter"sorten" des Mittelalters, Waffengattungen, ihre Handhabung und Wirkung en detail aufzuzählen. Holla. Da kann ich auch noch was lernen. Wer war denn so alles Deutscher? Tokio Hotel...oh die hatte ich ganz verdrängt, aber stimmt. Wie siehts mit Sportlern aus? Dirk Nowitzki, großartig. Der ist Deutscher? Ja! die können das doch nicht (außer die Bamberger/Würzburger). Aber wer ist der alte Mann mit randloser Brille? Und der junge mit den langen Koteletten und dem komischen Pokal in der Hand? Das ist zweimal die gleiche Person? Beckenbauer? Nie gehört...Ich muss mit Gewalt die Tränen zurückhalten. Aus Trotz zähle ich sämtliche Fußballwelt- und Europameisterschaften Deutschlands auf. An Boris Becker fällt sein (wieder) modisches 80er Beinkleid auf (shortie-shorts; tragen die nicht nur Mädels?), vielleicht hilfts ja sich den Typ zu merken...Ah, doch noch ein paar. Beethoven, Mozart, Einstein, Schwarzenegger, Heidi Klum (Moment, da haben sich doch schon wieder Österreicher eingeschlichen. Ok den Arnie geb ich gern her, aber der Mozart schmerzt). Wunderbar. Sogar die olle Merkel hat sich bereits in die kanadischen Köpfe geschlichen mit ihrer Sauertopfmiene (Gott sei Dank fragt mich keiner nach dem kanadischen Premierminister. Kann mir den Typ nicht merken). Danach noch Bamberg präsentiert, die sympathische Bierhauptstadt an der Regnitz. Was zum Teufel ist ein Bierkeller, wieso sind die Straßen so eng und Häuser älter als 300 Jahre? Gibts das? Kleine Baustilkunde am Dom (Gothic? das sind doch die Vorläufer der Emos?). Dann endlich: Oktoberfest. Das kennt man. Hab sie dann (sind ja alle noch nicht im trinkfähigen Alter) mit einem kleinen Vergleich der Bierbehältnisse desillusioniert: Kitchener - Plastikbecher, 250 ml; München - Maßkrug 1000ml. Weiter zum Fasching/Karneval. Wir beobachten leichtbeschürzte Mädchen beim Gardetanz (was sich noch irgendwie mit Cheerleading in Einklang bringen lässt) und sehen gesetzten Herren in komischen Fantasieuniformen beim Erzählen schlechter Witze in der Bütt zu(mein Ritterfreund: das ist Napoleon, oder nein Friedrich der II mit Dreispitz, der übrigens da und da mit seinen langen Kerls mit den und den Waffen...usw. Unglaublich, ein menschliches Lexikon). Das kam dann sogar mir als Deutschem (wieder mal) komisch vor. Traditionell war der Fasching mal anders gedacht. Eigentlich wollten wir ja mal die Wintergeister vertreiben, so wird das aber nix. Deshalb (und auch weil die kanadischen Wintergeister etwas hartnäckiger sind) haben wir dann unsere eigenen Masken gebastelt, aus Papptellern, Tonpapier, Farbe etc...75 Minuten (so lang dauert hier eine Stunde, von denen 4 einen Schultag füllen) waren wie im Flug vorbei. Das ganze lief dann noch zweimal so ähnlich ab, unterbrochen von einer Mittagspause, in der mir Alicia das Schulhaus zeigte (Sporthalle - in der gerade Schüler gegen Lehrer Hockey spielten; Cafeteria - in der es verdächtig nach Wendys und Fastfood roch; Kunsträume, Musikräume - nix besonderes, nur größer als zumeist in D; die Ahnengalerie mit allen verflossenen principals in Öl; die Spinde, von denen jeder Schüler einen besitzt - sehr praktisch; das Lehrerzimmer - es gibt keine festen Sitzordnung, die mit Zähnen und Klauen verteidigt wird, ist ja auch genug Platz; usw).
Um halb 3 war Schluß, insgesamt ein sehr positiver Eindruck von einer kanadischen Schule. Die Stimmung war ruhig und freundlich, vor allem für eine Schule, die nicht gerade im besten Bezirk liegt. Alles recht Schüler- und Lehrerfreundlich, wenn auch nicht nigelnagelneu. Den einzigen Nachteil müssen eingentlich die Lehrer tragen, sie können jederzeit rausfliegen (was aber auch irgendwie leistungsbezogen ist und anspornt) und verdienen nicht üppig. Das sorgt dafür, dass sich z.b. Deutschlehrer frühzeitig um SchülerInnen für ihre Kurse sorgen müssen um nicht auf der Straße zu stehen.
Demnächst werde ich mal den Wintertrip im einzelnen aufdröseln, und wie gewünscht mehr Fotos hochladen. Bis dahin herzliche Grüße und Alles Gute für die Geburtstagskinder dieser Tage!!
Überbleibsel meines Vorgängers, offensichtlich ein Oktoberfestfreund
Der Hausherr beim Einzug
Blick aus dem Wohnzimmer der neuen Hütte, leider muss der Schnee jetzt eigenhändig von uns wegbewegt werden...

Sonntag, 17. Januar 2010

In 18 Tagen um die Welt - naja, fast...


Hallo liebe Zuhörer und Nachleser, nach einer Zeit des Darbens u. der bangen Fragen: lebt er noch? was macht er bloß? nun wieder mal ein Lebenszeichen aus Waterloo. Die letzten Wochen waren ereignisreich, ich werde sie in den nächsten Tagen ein bischen aufdröseln, zunächst einmal aber lass ich Bilder sprechen. Der Ev-Michi-Cali-Alex Zirkus gastierte in vielen Städten in den letzten Wochen.
Zunächst: Tata, aber bereits altbekannt:



Toronto. Schee wars auf dem CN-Tower, und da die Wolkendecke für kurze Zeit aufriß bot sich Ev u mir ein schöner Ausblick über das sich scheinbar ewig ausbreitende Toronto. Zumal zu früher Stunde fast niemand außer uns die Fahrt mit dem Aufzug in 350m Höhe angetreten war...
Weiter gings nach Kingston (nicht das auf Jamaica - das am Lake Ontario!).
Ein schönes kleines Städtchen, herrlich gelegen und natürlich mit dem obligatorischen Eislaufplatz am Marktplatz.




Am meisten überrascht (positiv) hat mich Ottawa, das nachts wirklich atemberaubend war, und das nicht nur wegen der Kälte die dort herrschte. Die exponierte Lage u. die vielen Lichter u pseudo-historischen Gebäude (Parlament) machen schon was her...





Montreal empfing uns dagegen zunächst weniger freundlich. Die Unterkunft war bescheiden und an den französischen Zungenschlag musste ich mich erst wieder gewöhnen. Das Sylvesterfeuerwerk war aber aller Ehren wert, und am Ende hatten wir uns mit der Stadt auch angefreundet. Dennoch wirkt sie aus der Entfernung (von der Ile St. Helene gesehen) am schönsten und freundlichsten. Im Gegensatz zum menschenleeren Park, der Ev und mir mit aufziehender Dämmerung doch etwas unheimlich wurde.






Quebec war dann der Abschluß unseres kleinen Rundtrips. Ein hübsches Städtchen, vor allem im Ensemble und mit der Aufteilung in Ober- und Unterstadt und sogar einer Stadtmauer und Gebäuden älter als 150 Jahre...Wau, wie der Bernhardiner sagt.




Obwohl wir insgesamt gut 2100 Kilometer zurückgelegt haben, erstaunt einen beim Blick auf die Karte immer wieder, wie kurz die Strecke im Vergleich zur Größe des Landes aussieht. Die 13 Stunden Heimfahrt, immer geradeaus mit 60-120 kmh über den verschneiten Highway 401 kann auch dem begeistertsten Autofahrer dann die Lust vertreiben, und man beginnt von kleinen Privatjets, vielleicht auch einer Magnetschwebebahn (hier würde sie Sinn machen...) zu fantasieren...
Um auch die letzten Tage noch zu nützen ging es dann noch weiter nach New York, wo Ev und ich zunächst nach 14 Stunden Busfahrt mit einem fast menschenleeren Times Square (um 7:30 früh) belohnt wurden. Die folgenden drei Tage waren wiederum anstrengend, aber jeden Dollar und erfrorene Ohren und platte Füße wert.








Dies nur als kurzen Statusbericht, sobald mehr Zeit bleibt, werden weitere, natürlich detailierte Einzelbeschreibungen jeder noch so kleinen Begebenheit folgen. Ehrlich.